Folge 19: Das Experimentieren mit dem Nichts

Otto von Guericke: Experimenta Nova (ut vocantur) Magdeburgica De Vacuo Spatio (Amsterdam 1672).

Erschienen im Dezember 2020

Das Lieblingsbuch von Roland Gröbli

In Fortsetzung unserer beliebten Reihe präsentiert Roland Gröbli, Generalsekretär der Georg Fischer AG und Präsident des Stiftungsvorstands der Stiftung Eisenbibliothek, seinen bisherigen Lieblingsfund in der Bibliothek: das Hauptwerk des langjährigen Magdeburger Bürgermeisters und experimentellen Forschers Otto von Guericke. Besonders begeistert ist er von einem Experiment, das Otto von Guericke 1654 auf dem Reichstag in Regensburg präsentiert hatte. Je acht Pferde konnten zwei Halbkugeln, nur durch ein Vakuum zusammengehalten, nicht voneinander trennen.

Der Leser

Das Buch, in dem ich gerne mitspielen würde …

Gabriel García Márquez, Cien años de soledad

Dieses Buch ist in jeder Hinsicht ein Jahrhundertwerk. Der kolumbianische Journalist und Schriftsteller Gabriel García Márquez (1927-2014) (ver-)führt uns in diesem Werk in die Welt der realen Magie. 

 

Das Buch, von dem ich gerne eine Fortsetzung lesen würde …

Doris Kearns Goodwin, Team of Rivals: The Political Genius of Abraham Lincoln

Nach Möglichkeit kaufe ich in jedem Land, in dem ich mich gerade aufhalte, ein Buch zur Geschichte. Diese Biografie der amerikanischen Historikerin Doris Kearns Goodwin (geboren 1943) über die Regierungszeit von Abraham Lincoln berücksichtigt auch die Perspektive seiner damaligen Konkurrenten um das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Ein unglaublich gutes, erhellendes und spannendes Buch.

 

Die Bücher, die momentan auf meinem Nachttisch liegen …

Hans Blumberg, Die Lesbarkeit der Welt

Anneke B. Mulder-Bakker, Living Saints of the Thirteenth Century

Das Buch

Otto von Guericke: Experimenta Nova (ut vocantur) Magdeburgica De Vacuo Spatio (Amsterdam 1672).

Mein Verständnis für Technik und Ingenieurskunst hält sich definitiv in überschaubaren Grenzen. In dieser Reihe sei deshalb ein Buch hervorgehoben, das den Natur- ebenso wie den Geisteswissenschaftler begeistert. Der Magdeburger Bürgermeister Otto von Guericke (1602-1686) widmete einen Grossteil seines Lebens und seiner freien Zeit der Erforschung des Nichts (was Grösseres oder Tieferes gibt es in der Mystik denn das Nichts?), aber eben aus naturwissenschaftlichem Interesse.

Dem Nichts, beziehungsweise dem Vakuum, kam er auf vielfältige Weise, sehr viel Scharfsinn und mit Hilfe unzähliger Experimente auf die Spur. Er gehört zu den ersten deutschen Forschern der modernen Zeit.

Meine besondere Bewunderung findet Guericke für ein Experiment, das er 1654 auf dem kaiserlichen Reichstag in Regensburg demonstrierte. Er entzog einer metallenen Kugel, die aus zwei Hälfte zusammengesetzt war, mit einer Vakuumpumpe alle Luft aus dem Innern. Je acht Pferde zogen dann an den beiden Enden der Halbkugeln und konnten diese nicht voneinander trennen. Kaum füllte er die Kugel wieder mit Luft, liessen sich die beiden Halbkugeln problemlos trennen. Dieses öffentliche und auch pädagogisch sehr geschickte Experiment wurde zu seinem bekanntesten Triumph, der seinen Namen als ingeniöser Forscher weit über die Fachwelt hinaus ins ganze Land trug und 1666 mit zum Adelstitel verhalf.

Das Buch in IRONCAT

Das Buch von Guericke im Katalog der Eisenbibliothek