Folge 1: Theatrum Machinarum ...

Jacob Leupold: Theatrum Machinarum [...] (Leipzig 1724–).

Erschienen im Mai 2014

Das Lieblingsbuch von Florian Ruhland

Den Auftakt zu unserer Serie «Mein Lieblingsbuch» macht Florian Ruhland, Bibliothekar der Eisenbibliothek von 2013 bis 2019. Sein Lieblingsbuch ist ein Klassiker der Technikgeschichte aus dem 18. Jahrhundert: Jacob Leupolds monumentales «Theatrum Machinarum».

 
 
Der Leser

Florian Ruhland

… war von 2013 bis 2019 der Wissenschaftliche Bibliothekar der Eisenbibliothek. Als Student und Wissenschaftler hat er Bibliotheken unter anderem in Bonn, Bamberg, Prag und Nürnberg kennengelernt, bevor ihn die Humboldt-Universität zu Berlin zum Master of Library and Information Science gemacht hat.

Das Buch, in dem ich gerne mitspielen würde ...
Simon Reynolds: Rip it up and start again. Post-punk 1978-84

Das Buch, von dem ich gerne eine Fortsetzung lesen würde ...
Mike Watkinson/Pete Anderson: Scott Walker. A deep shade of blue

Das Buch, das momentan auf meinem Nachtkästchen liegt ...
Jaroslav Rudiš/Jaromír 99: Alois Nebel

Das Buch

Jacob Leupold: Theatrum Machinarum [...] (Leipzig 1724–).

Maschinenbücher – Maschinen in Büchern
Ein absolutes «Muss», das auf keiner Führung durch die Eisenbibliothek fehlen darf, ist ein Blick in die Maschinenbücher aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Sie präsentieren und erklären die unterschiedlichsten Maschinen, wobei die ganze Bandbreite von eher exotisch und phantastisch anmutenden Automaten bis hin zur hunderttausendfach gebauten Wassermühle vertreten ist. Sei es das Bücherleserad in Agostino Ramellis Le diverse et artificiose machine, sei es der automatische Bratenwender in Georg Andreas Böcklers Theatrum machinarum novum – zum grossen Teil speist sich die Attraktivität der Maschinenbücher aus den darin enthaltenen Abbildungen.

Das Theatrum Machinarum – Jacob Leupolds Opus magnum
Das gilt auch für das Theatrum Machinarum des Leipziger «Mathematicus und Mechanicus» Jacob Leupold (1674–1727). Das neunbändige Theatrum hat mich allein schon durch seinen Umfang von über 2'000 Seiten Text und über 500 Kupfertafeln beeindruckt. Ein vergleichbares Werk gab es damals in ganz Europa nicht. Die Bedeutung «des Leupold» wird in der historischen Forschung gerne mit dem Hinweis unterstrichen, dass James Watt, der massgeblich zur Entwicklung der Dampfmaschine beigetragen hat, in Glasgow bei einem Schweizer Deutsch gelernt hat, um das Theatrum Machinarum lesen zu können. Und trotzdem halten wir heute nur ein Fragment in Händen: Leupolds Plan, ein Gesamtwerk im Umfang von «17 bis 18 Folianten» zu veröffentlichen, wurde durch seinen frühen Tod vereitelt.

 

«Der Leupold» in der Eisenbibliothek
Obwohl das Ernst-Müller-Zimmer der Eisenbibliothek nicht mit optischen Reizen geizt, sind mir schon bald nach meinem Dienstantritt die giftgrünen Schildchen auf einer Reihe von Bücherrücken ins Auge gefallen.

Es handelt sich um die Rückenschildchen, die einige Bände «des Leupold» tragen. Sie fallen auf, obwohl sie in einem Regal ganz in einer Ecke aufgestellt sind. Ob man der giftgrünen Farbgebung nun etwas abgewinnen kann oder nicht – selbst innerhalb all der Bücherschätze, die rundherum versammelt sind, ist Leupolds Theatrum Machinarum kein Buch wie jedes andere. Wenn Sie die Eisenbibliothek besuchen, haben Sie die Möglichkeit, alle Bände von Leupolds grossem Werk im Original zu begutachten. Die Eisenbibliothek besitzt alle Bände, die meisten davon sogar in diversen Ausgaben. Zwei Bände sind soeben «runderneuert» von der Buchrestauratorin zurückgekehrt, die ihre Einbände in frisches Kiebitzpapier gekleidet hat.

Einen Eindruck vom Inhalt des Theatrum Machinarum verschafft man sich am besten und am schnellsten anhand der enthaltenen Kupferstiche.

 

Werfen Sie einen Blick auf die Kupfertafeln!

Die Rechenmaschine von Giovanni Poleni
aus: Jacob Leupold: Theatrum arithmetico-geometricum [...] 1727

Schiefer Turm von Pisa und «Meister de Balans»
aus: Jacob Leupold: Theatrum staticum universale [...] 1726

Wenn Sie noch mehr über Jacob Leupold oder andere Maschinenbücher und ihre Verfasser erfahren möchten, bietet sich der Katalog der Eisenbibliothek an oder ein Besuch direkt vor Ort. Als Tipp zum Weitersurfen möchte ich ausdrücklich die schönen Webseiten unserer grösseren «Schwesterbibliothek» im Deutschen Museum in München empfehlen. Dort war Leupolds Theatrum im Jahr 2001 «Buch des Monats».