200-jähriges Jubiläum des Besuchs von Zar Alexander I in Schaffhausen und im Stahlwerk von Johann Conrad Fischer im Januar 1814
19. Januar 2014, Klostergut Paradies
Am diesem Sonntag veranstaltete die Eisenbibliothek im Beisein von etwa 140 Gästen aus der Schweiz und Deutschland eine festliche Neujahrsmatinee samt anschliessendem Apéro. Anlass der Veranstaltung war der Aufenthalt des russischen Zaren Alexander I. in Schaffhausen im Januar 1814. Dabei besuchte der Zar zusammen mit seiner Schwester Katharina auch das im Mühlental gelegene Stahlwerk von Johann Conrad Fischer, dem Gründer des heutigen Georg Fischer Konzerns.
Begrüsst wurden die Gäste durch den Generalsekretär der Georg Fischer AG, Dr. Roland Gröbli. In zwei pointierten Vorträgen beleuchteten Dr. Roland Hofer, Staatsarchivar des Kantons Schaffhausen, und Franziska Eggimann, Leiterin der Eisenbibliothek und Konzernarchivarin der Georg Fischer AG, die historischen Hintergründe und Zusammenhänge in Europa und in Schaffhausen.
Anschliessend entführten die Pianistin Valentina Pfister-Modestova und die Violinistin Iryna Gintova die Zuhörer gekonnt in die Welt des Zarenhofs mit einer Auswahl von Stücken der russischen Komponisten Glinka, Rimski-Korsakow und Tschaikowski. Für die Zusammenstellung des musikalischen Programms zeichnete Heini Stamm, Präsident des Musik-Collegiums Schaffhausen, verantwortlich. Es bot sich zudem die seltene Gelegenheit, einen Blick auf den mit Brillanten und einem Amethyst besetzten Ring zu werfen, den der Zar Johann Conrad Fischer 1814 als Geschenk überreicht hatte.
Historischer Kontext
«Leztern Freitag Abends nach 11 Uhr sind Seine Majestät der Kaiser Alexander, mit einigem Gefolg, in hiesiger Stadt eingetroffen. Alle Strassen der Stadt, durch welche Seine Kaiserl. Majestät fuhren, waren beleuchtet.» (Post- und Ordinaire Schafhauser Zeitung, 12. Januar 1814)
Nach seiner Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 wurde Napoleon an der Jahreswende zu 1814 von den Alliierten Russland, Preussen und Österreich über den Rhein zurückgedrängt. Der russische Zar Alexander I, der seine Armee auf dem Weg Richtung Paris begleitete, machte in den frühen Januartagen 1814 in Schaffhausen Halt, bevor er nach Basel weiterreiste, um sich dort mit seinen Verbündeten zu treffen. Der Zar und seine Schwester, Grossfürstin Katharina, wurden mit allen militärischen Ehren empfangen.
Während seines viertägigen Aufenthaltes in Schaffhausen besuchte der Zar auch Johann Conrad Fischer in seinem Stahlwerk im Mühlental. Fischer schrieb darüber später in seinem Tagebuch:
«Die Produktionen in beeden letzteren Industriezweigen (Gussstahl und Feilenfabrikation) veranlassten Seine Maiestät den Kayser Alexander, ihn (Fischer) in Begleit seiner Schwester, der Grossfürstin Catharina, in seinem Stahlwerk im Mühlenthal bey Schaffhausen im Jahr 1814 zu besuchen, in Folge dessen er als Geschenk vom Kayser einen kostbaren Ring mit drey Reihen Brillanten und einem orientalischen Amethyst in der Mitte erhielt.»
Dieser Besuch war für den Jungunternehmer Fischer eine hohe Auszeichnung und galt für ihn zeitlebens als einer der Höhepunkte seiner Karriere.