Folge 4: Die Geheimnisse der Eisenbahn

Friedrich Bertschinger u.a.: Die Geheimnisse der Eisenbahn: Technik, Betrieb und Organisation der Eisenbahnen [...]. (Basel, 2. Auflage 1955).

Erschienen im Februar 2015

Das Lieblingsbuch von Werner Nef

Das vierte Buch in dieser Serie widmet sich den «Geheimnissen der Eisenbahn», einem sehr speziellen Kapitel der Technikgeschichte, das die Menschen von Anfang an faszinierte. Der Leser ist ein echter Fachmann, der auf 40 Jahre Erfahrung als Lokführer zurückblicken kann.

Der Leser

Werner Nef

… liess sich nach der Lehre als Maschinenschlosser Ende der 1960er-Jahre bei der SBB zum Lokomotivführer ausbilden. Während seiner 40-jährigen Tätigkeit im Führerstand konnte er die Entwicklung der Eisenbahn zum modernen Hochleistungsverkehrsträger hautnah miterleben. Seine Kenntnisse und Erfahrungen gibt er heute gerne als Autor verschiedener Eisenbahnbücher und Hefte an die Leser weiter.

Das Buch, in dem ich gerne mitspielen würde ...
Bahnsaga Schweiz : 150 Jahre Schweizer Bahnen. Zürich: AS-Verlag 1996

Das Buch, von dem ich gerne eine Fortsetzung lesen würde …
Alfred Moser: Der Dampfbetrieb der schweizerischen Eisenbahnen [...] 1847-1922. Basel: Birkhäuser 1923 (published by the Swiss Association of Locomotive Engineers)

Das Buch, das momentan auf meinem Nachtkästchen liegt ...
Walter Nigg: Das Buch der Ketzer. Zürich: Diogenes-Verlag 1986

Das Buch

Friedrich Bertschinger u.a.: Die Geheimnisse der Eisenbahn: Technik, Betrieb und Organisation der Eisenbahnen; eine allgemeinverständliche Darstellung unter besonderer Berücksichtigung der schweizerischen Verhältnisse. (Basel, 2. Auflage 1955).

Die Eisenbahn faszinierte die Menschen von Anfang an. Bei den Dampflokomotiven konnte man förmlich die Kraft spüren, wenn sie schnaubend und dampfend daher kamen. Die Bahn weckte so das Interesse nicht nur von Fachleuten, sondern auch Laien interessierten sich immer stärker für das neue Verkehrsmittel. Bei der Eisenbahn steckt das begehrte Metall bereits schon im Namen. Es kam nicht nur bei den Fahrzeugen, sondern auch beim Brückenbau und bei den Bahnhofhallen mit ihren filigranen Nietkonstruktionen zu Ehren. Auf anderen Gebieten, wie der Sicherungstechnik, den Gleisanlagen oder dem Bau von Fahrleitungen, fand Eisen ebenfalls ein weites Anwendungsgebiet. Bahnbücher, vor allem jene über Lokomotiven, erfreuten sich einer wachsenden Leserschaft. Mich faszinierte schon in jungen Jahren ein Buch ganz besonders, das umfassend über die «Geheimnisse der Eisenbahn» berichtete.

1945 erschien mein «Lieblings-Werk» zum ersten Mal. Zehn Jahre später fand eine zweite Auflage nochmals grossen Anklang. Es führte in leicht verständlicher Weise in die verschiedensten Fachbereiche, vom Gleisbau über die Fahrzeuge bis zum Fahrplan, in das Wesen und die Geschichte der Eisenbahn ein. Dabei kamen auch selten behandelte Themen wie die rechtlichen Grundlagen, die Billette oder die unterschiedlichsten Bahnhöfe mit ihren Stellwerken zur Sprache. 

Der Leser kann sich ein genaues Bild verschaffen, unter welchen enorm schwierigen Bedingungen man damals Strecken der Landschaft anpasste und mit waghalsigen Brücken oder langen Tunnels erschloss, damit sie auch 150 Jahre später noch dem wachsenden Verkehr und den höheren Geschwindigkeiten gewachsen sind. Das Buch mit über 600 Illustrationen vermittelt einen Gesamtüberblick und verströmt einen Hauch der ehemaligen «Eisenbahnromantik», die sehr viel zur Beliebtheit der Bahn beitrug, aber leider dem rasanten Fortschritt zum Opfer fiel.

Werfen Sie einen Blick auf die Abbildungen!

Viadukt über die Sitter
Der 1908 bis 1910 erbaute Viadukt über die Sitter bei St.Gallen ist die höchste Eisenbahnbrücke der Schweiz. Kühn schwingt sich das Bauwerk, mit einer 120 Meter langen und 920 Tonnen schweren, genieteten Eisenkonstruktion in seiner Mitte, über den 99 Meter tiefer liegenden Fluss (S. 113).

Im Stellwerk
Die alten Sicherungsanlagen benötigten vom Stellwerkwärter noch viel Muskelkraft. Stellwerkanlagen verriegelten eingestellte Fahrstrassen und waren rein mechanische Apparate aus Stahl. Die Befehle aus dem Stellwerk übertrugen Stahlseile auf die Weichen, Signale und Barrieren (S. 257).

Handwerkskunst
Bei den alten Rahmenlokomotiven aus den 1920iger Jahren war noch handwerkliches Können wie z.B. fachmännisches Nieten gefragt. Heute stehen auch in den Werkstätten Computer-Kenntnisse im Vordergrund (S. 371).

Vom Fahrwerk zum Drehgestell
Die beiden Bilder zeigen eindrücklich, wie sich die Technik entwickelte. Oben ein einfaches Fahrwerk eines Wagens aus der Anfangszeit aus genieteten und verschraubten Stahlblechen. Unten 100 Jahre später ein moderneres Drehgestell eines Leichtstahlwagens mit bedeutend höherem technischen Aufwand. Gegenüber heutigen Drehgestellen mit integrierter Neigevorrichtung und Luftfederung liegen nochmals Welten (S. 435).