Bechers Närrische Weisheit

Johann Joachim Becher: Närrische Weißheit Und Weise Narrheit: Oder Ein Hundert so Politische als Physicalische, Mechanische und Mercantilische Concepten und Propositionen, deren etliche gut gethan, etliche zu nichts worden [...]. (1707).

Erworben im Jahr 2016

Prinz Ruprecht und die Geschichte des Tempergusses

Seit über 150 Jahren produziert GF Fittings aus Temperguss. Johann Conrad Fischer hatte schon vorher mit diesem Werkstoff experimentiert, 1828 wurde ihm in Österreich ein Patent erteilt. Eine Neuerwerbung der Eisenbibliothek zeigt, dass die Beschäftigung mit schmiedbarem Gusseisen noch weiter in die Vergangenheit zurückreicht und schon 1670 zu einem Patent in England geführt hatte.

Das Buch aus dem Jahre 1707 stammt vom schillernden Multitalent Johann Joachim Becher und trägt den für heutige Leser ungewöhnlichen Titel «Närrische Weisheit und weise Narrheit». Erstmals 1682 erschienen wurde das Buch achtmal aufgelegt. Gerhard Dünnhaupt schreibt über das Buch: «Auf einer 28tägigen, stürmischen Seereise nach Schottland entstandene Sammlung kurioser Einfälle und Erfindungen, alchemistischer, physikalischer und medizinischer Experimente und Rezepte.»

Kapitel 23: «Prinz Ruprechts Invention»
In Kapitel 23 beschreibt Becher «Prinz Ruprechts Invention, eiserne Stücke zu giessen, weich und zehe zu machen». Wer war dieser Prinz Ruprecht, der in England als Prince Ruppert bekannt ist?

Näheres erfahren wir in Ludwig Becks «Die Geschichte des Eisens»: Prinz Ruprecht war der Sohn von Friedrich V. von der Pfalz und Elisabeth von England. Er war General und Admiral in England, zudem «ein hervorragender Chemiker und Physiker und stand als solcher im engen Verkehr mit [Johann Joachim] Becher. [...] Er liess sich am 1. Dezember 1670 ein Verfahren patentieren: [...] Gusseisen weich zu machen, dass es gefeilt und bearbeitet werden kann wie Schmiedeisen (softening cast iron, so that it may be filed and wrought like forged iron) [...]» (S. 1274).

Zurück zu Johann Joachim Bechers «Närrischer Weisheit», dort wird zur Invention des Prinzen ausgeführt: «Printz Ruprecht aber hat [...] an statt, daß wir suchen das Eisen zu Stahl und hart zu machen, das Eisen weich und geschmeidig gemacht, dergestalt, daß man es drehen, und trefflich wohl zum Schiessen dienlich machen kan [...]: der Printz hat hierüber in Engelland ein Privilegium, und lässets in Groß arbeiten» (S. 34).

Über den Autor
Johann Joachim Becher (1635-1682) eignete sich als Autodidakt medizinische Kenntnisse an und arbeitete dann als Leibarzt in Mainz und später in München. Dort verfasste er seine wichtigsten Werke, u.a. «Physica subterranea». Er schmiedete Pläne für eine Kolonie der Grafschaft Hanau in Südamerika und für den Aufbau von Seidenmanufakturen. Am Kaiserhof in Wien war er einflussreicher Berater Kaiser Leopolds I. in Sachen Alchemie, Politik und Wirtschaft. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er auf Reisen in Holland und Grossbritannien, wo er unter anderem den dortigen Bergbau an Ort und Stelle studierte. Becher starb 1682 in London.