Hermetis, Aegyptiorum, et Chemicorum Sapientia

Olaus Borrichius (Ole Borch): 'Hermetis, Aegyptiorum, et Chemicorum Sapientia ab Hermanni Conringii animadversionibus Vindicata' (Copenhagen: Sumptibus Petri Hauboldi, Reg. Acad. Bibl., 1674)

Erworben im Jahr 2022

Dieser Band gelangte kürzlich in die Sammlung der Eisenbibliothek. Es ist die erste und einzige Ausgabe einer der wichtigsten alchemistischen Abhandlungen des dänischen Universalgelehrten Ole Borch (1626-1690). Damit kommt ein seltenes und umfassendes Werk über die frühe Geschichte der Alchemie in die Sammlung.

Ole Borch, dessen Name häufig zu Olaus Borrichius latinisiert wird, wurde als Wissenschaftler, Arzt, Grammatiker und Dichter bekannt und diente auch als königlicher Leibarzt am dänischen Hof. Er reiste viel durch Europa und traf viele der bedeutendsten Gelehrten seiner Zeit und tauschte sich mit ihnen aus. Zu ihnen gehörte auch Robert Boyle (1627-1691), dessen Werke sich ebenfalls in der Sammlung der Eisenbibliothek befinden. Im Gegensatz zu Boyle, dessen Schriften zu den wichtigsten Grundlagen für die Sprache und Methode der frühneuzeitlichen Chemie zählen, schrieb Borch jedoch aus der Perspektive der alten Tradition des Hermetismus.

Der Hermetismus war ein überlebender Zweig der mittelalterlichen Wissenschaft, der sich aus Alchemie, Theosophie und Astrologie zusammensetzte. Obwohl er symbolbeladen und mystisch war, leisteten seine Anhänger dennoch wertvolle Beiträge zur Entwicklung von Chemie und Physik. Das hermetische Ziel, ein «magisches» Siegel zu schaffen, das Gase daran hindert, aus Gefässen zu entweichen, hat sich zum Beispiel in der modernen Verwendung des Wortes «hermetisch» für alles, was luftdicht ist, erhalten.

Borchs Buch wurde als Antwort auf Hermann Conring (1606-1681) und als Teil einer literarischen Salve in einem anhaltenden Konflikt über die Bedeutung des Hermetismus und des Werks des Schweizer Gelehrten Paracelsus (1493-1541) geschrieben. Mit der Zusammenstellung des Buches schrieb er nicht nur eine leidenschaftliche Verteidigung des Hermetismus, sondern auch eine umfassende historische Abhandlung über die Arbeit seiner frühesten Gelehrten. Das Buch enthält Beschreibungen der Arbeit vom Ägypter Zosimos von Panopolis (spätes 3. bis frühes 4. Jahrhundert v. Chr.) bis hin zu mittelalterlichen Schriftstellern wie Nicholas Flamel (1340-1418).

Das Buch ist nicht nur selten, es ist auch eines der wenigen erhaltenen Exemplare, die noch die Bildtafel enthalten, auf der drei Retorten von Zosimos dargestellt sind. Diese Entwürfe aus dem 5. Jahrhundert sind die frühesten bekannten Darstellungen von Destillationsgeräten, und die Bildtafel im Buch soll die früheste Druckreproduktion sein, die je von der Originalhandschrift von Zosimos angefertigt wurde. Die Entstehung und Entwicklung solcher Destillationsapparate war ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Herstellung und Veredelung von Polymeren, der Entwicklung der Polymerchemie und schliesslich der Kunststoffe. Für die Eisenbibliothek ist dies daher eine sehr wichtige Neuerwerbung, da sie Literatur zur so genannten antiken Geschichte der Materialwissenschaften und der Kunststoffe enthält, die einen wesentlichen Teil des Bibliotheksbestandes bilden.

Hermetis, Aegyptiorum, et Chemicorum Sapientia

Ein seltenes und umfassendes Werk über die frühe Geschichte der Alchemie