Encyklopädisches Handbuch des Maschinen- und Fabrikenwesens

«Encyklopädisches Handbuch des Maschinen- und Fabrikenwesens für Kameralisten, Architekten, Künstler, Fabrikanten und Gewerbtreibende jeder Art; nach den besten deutschen, englischen und französischen Hülfsmitteln bearbeitet» von Carl Friedrich Alexander Hartmann (Leipzig & Darmstadt: Carl Wilhelm Leste Verlag, 1838)

Erworben im Jahr 2023

Diese zweibändige Neuerwerbung in unserer Sammlung über Technik und industrielle Produktion stellt einen wichtigen Meilenstein in der Publikationsgeschichte der Industriellen Revolution dar.

Der Autor, Carl Hartmann (1796–1863), war einer der renommiertesten Mineralogen und Metallurgen seiner Zeit. Der Sohn eines Braunschweiger Hüttenbeamten absolvierte eine Ausbildung zum Bergbauingenieur, studierte dann Mineralogie an der Universität Berlin, und liess sich schliesslich in Heidelberg zum Juristen ausbilden. Bereits 1825 publizierte er über das Hüttenwesen und wurde 1829, auch dank seiner Veröffentlichungen, zum Bergbaukommissar des Herzogtums Braunschweig ernannt. Hartmanns Texte wurden zur Pflichtlektüre für Fachkollegen. Dazu gehörte auch GF-Gründer Johann Conrad Fischer (1783–1854), in dessen Bibliothek mindestens zwei von Hartmanns Abhandlungen über die Eisen- und Stahlerzeugung standen.

Hartmann war nicht nur ein begabter Bergbauingenieur, sondern auch ein talentierter Sprachwissenschaftler. Sein Sprachtalent verschaffte ihm Zugang zu den neuesten technischen Schriften aus England und Frankreich. Am Ende seiner Karriere hatte er 28 Bücher verfasst und weitere 18 übersetzt.

Die zunehmende technische Modernisierung im Zuge der Industriellen Revolution hatte viele traditionelle Lebensweisen hinweggefegt und die Produktions- und Geschäftskulturen unwiederbringlich verändert. Maschinen ersetzten das traditionelle Handwerk, steigerten die Produktion und erweiterten das Potenzial. Gleichzeitig entstanden innerhalb der Branchen spezialisierte Zweige, und ihre Meister stürzten sich kopfüber in den Ausbau ihrer jeweiligen Disziplinen. Es war ein Umfeld voller Fachbegriffe, Komponenten und Konzepte, das für Wirtschaftsverwalter, Banker, Investoren oder die Erben von Industrieunternehmen und angehende Industrielle schwer zu durchschauen war.

An dieser Stelle kam Carl Hartmanns Enzyklopädisches Handbuch von 1838 ins Spiel. Die beiden Bände dienten als Grundlagentexte, die einen umfassenden Überblick über den aufkommenden Maschinenbau oder die Fabrikverwaltung boten und gleichzeitig wichtige Einblicke in die neuesten technologischen Fortschritte, Fertigungsverfahren und Organisationsmethoden vermittelten.

Zu den Grundsätzen des Fabrikbetriebs gehört beispielsweise die Erläuterung der Notwendigkeit der Arbeitsteilung. Die Materialkunde für den Betrieb von Maschinen wird pragmatisch behandelt. So wird ausführlich auf die Fettmengen eingegangen, die zur Verringerung der Reibung zwischen Komponenten aus verschiedenen Metallen und Holz erforderlich sind, da hier die häufigsten Betriebsstörungen auftreten. Die beiden Bände sind mit detaillierten technischen Zeichnungen von Kränen, Wasserrädern, Wasserhebewerken, Pumpen, Dampfmaschinen, Druckmaschinen, Sägewerken, Papiermaschinen, Mühlen, Eisenbahnlinien und den sie antreibenden Lokomotiven sowie einer Reihe von metallurgischen Anlagen wie Hochöfen und Münzpressen illustriert.

Mit der Publikation seines umfangreichen Wissens trug Carl Hartmann zur Verbreitung wichtiger Informationen bei. Damals wie heute bietet sein enzyklopädisches Handbuch einen faszinierenden Einblick in die neuesten technologischen Fortschritte, Herstellungsverfahren und Organisationsmethoden seiner Zeit. 186 Jahre später ist es immer noch der Crashkurs, der es war, wenn auch für Historiker der Industriellen Revolution!